Nazi Party auf Sylt , Nazi Schnösel, übeall nur Nazis und nun noch auf Sylt. Wie widerlich, Nazis auf Sylt. Ein Song wird gespielt, einer singt irgendetwas und alle stimmen ein. Alles Nazis, wie üblich, wie in den Kneipen und in den Stadien. Doch war es eine Nazi Party, sind die jungen Menschen aus dem Pony tatsächlich Nazis?
In den letzten Jahren wurde immer wieder über sogenannte Neonazi-Partys berichtet, bei denen junge Menschen in Anlehnung an die Ideologie des Nationalsozialismus feiern. Nun wird das Gesinge und die Party auf Sylt, wie in Deutschland derzeit üblich, wieder wie Äpfel und Birnen verglichen und in den sozialen Medien jeder der Teilnehmer an den Pranger gestellt. Die Presse geht jetzt auf diese, ja Rich Kids ohne besonders viel Empathie unserem Land gegenüber, auf eine Art und Weise los, dass es einem Angst und Bange werden kann.
Für mich ist es schwer vorstellbar, dass die jungen Leute, die an solchen Feiern teilnehmen, tatsächlich an die Verbrechen des NS-Regimes denken. “Ausländer raus”-Rufe hallen fast jede Nacht irgendwo in Deutschland durch irgendwelche Hallen, Kneipen oder Diskotheken. Vielmehr scheint es, dass diese Partys für sie eine Gelegenheit sind, hemmungslos zu feiern, zu trinken und laut zu grölen. Dabei wird wahrscheinlich kaum jemand an die Judenverfolgung, die menschenverachtenden medizinischen Experimente oder die Erweiterung des Lebensraumes im Osten denken. Sie denken auch nicht an die Flucht über das Meer und die tief sitzende Angst, zu ertrinken, denn die Angst der Migranten vor dem Warlord sitzt viel tiefer. Hier wäre es besser, wenn die Politik den Schlächtern dieser Welt kein Geld mehr überweist und die Handelsbeziehungen einfriert.
Ein entscheidender Aspekt ist, dass diese Jugendlichen oder Jugerwachsenen oft keine direkte Verbindung zur Geschichte des Dritten Reiches haben. Sie sind nicht diejenigen, die die Schrecken dieser Zeit miterlebt haben. Für sie sind die Parolen und Symbole, die sie verwenden, möglicherweise nur ein Mittel zur Provokation und zum Ausdruck ihrer Rebellion. Es fehlt ihnen das tiefe Verständnis für die historische Tragweite und die damit verbundenen menschlichen Leiden.
Wenn sie singen und grölen, vergessen sie womöglich, dass die Parolen, die sie verwenden, nichts weiter als der letzte Dreck unter dem Fingernagel der Geschichte sind. Die Ideologie, die sie vermeintlich feiern, steht für Rassismus, Antisemitismus und Völkermord. Es ist entscheidend, dass diese jungen Menschen durch Bildung und Aufklärung verstehen, dass sie nicht nur feiern, sondern eine menschenverachtende Ideologie verbreiten.
Natürlich gibt es immer einige, die die Ideologie des Nationalsozialismus bewusst unterstützen und verbreiten wollen. Doch viele der jungen Leute, die an solchen Partys teilnehmen, haben wahrscheinlich keine tiefere ideologische Überzeugung, sondern handeln aus Unwissenheit und einem Mangel an historischer Sensibilität.
Es liegt an der Gesellschaft, diesen Jugendlichen zu zeigen, dass ihre Handlungen Konsequenzen haben und dass es wichtig ist, die Vergangenheit nicht zu verherrlichen, sondern aus ihr zu lernen. Bildungseinrichtungen und gesellschaftliche Institutionen müssen weiterhin daran arbeiten, Geschichte lebendig zu halten und aufzuklären, damit solche Feiern nicht aus Ignoranz und Unwissenheit heraus entstehen.
Die politische Reaktion: Verlogen und inkonsequent?
Die politische Auseinandersetzung mit solchen Gegebenheiten wirkt oft selbst recht radikal und widersprüchlich. Politiker wie Olaf Scholz („Solche Parolen sind eklig. Sie sind nicht akzeptabel. #Sylt“), Nancy Faeser („Was wir dort sehen, ist widerwärtig und menschenverachtend.“) und Marco Buschmann („Entsprechende Ermittlungen obliegen den zuständigen Behörden.“) äußern sich lautstark gegen diese Vorfälle. Doch an anderen Stellen, wo eine klare Stellungnahme ebenfalls dringend notwendig wäre, herrscht auffälliges Schweigen.
Es ist schmerzlich zu beobachten, dass die gleiche Lautstärke und Entschlossenheit oft fehlen, wenn es um Gewalt auf unseren Straßen geht – sei es in Form von Messerattacken, Vergewaltigungen, Massenschlägereien oder anderen brutalen Übergriffen. Beispielsweise gab es keinen Politiker-Hashtag #Paderborn, als am 1. Mai einem wehrlosen Mann der Kopf eingetreten wurde. Ebenso fehlt die laute Empörung bei Fällen von explodierendem Judenhass an unseren Universitäten.
In meiner Meinung zeigt dies, dass vielen Politikern das Maß verrutscht ist. Während sie bei bestimmten Themen lautstark auftreten, scheinen sie an anderen Stellen bewusst zu schweigen. Dieses selektive Vorgehen wirkt verlogen und unaufrichtig, besonders wenn gleichzeitig Maßnahmen wie Überwachung und Einschränkungen der Bürgerrechte verschärft werden, wie es derzeit von Nancy Faeser (SPD) betrieben wird.
Auch der Bundespräsident lehnt sich richtig ins Zeug, dabei vergessen diese Regierenden, wer die Politik macht und wer gesagt hat, dass wir das schaffen. Jetzt schaukelt es sich in den Medien hoch: Messermänner, ekelhafte Vergewaltigungen, Scharia-Forderungen. Es ist kein Wunder, dass man allerorten hört: “Ausländer raus.” Wir scheinen das eben nicht zu schaffen, und in den Köpfen, nicht nur der jungen Menschen, sind Ausländer momentan das größte Übel. Dabei ist der Dönerbudenbesitzer, der Inhaber des griechischen Restaurants oder der italienischen Pizzeria in den Köpfen der Menschen eben Deutscher. Nur die Verbrecher, die morden, vergewaltigen und plündern, Kinder verheiraten und sich nicht integrieren wollen, werden als Leitbild für alle Ausländer herangezogen. Es muss doch jedem Politiker vollkommen klar sein, dass es Narben hinterlässt, wenn ein Haufen 13-Jähriger mit Migrationshintergrund einen ganzen Ort terrorisiert. Ahaus ist überall, und eine machtlose Justiz und Polizei stehen dem tatenlos gegenüber, während die Politiker dies schönreden. Da bin auch ich der Meinung: “Ausländer raus, und zwar sofort und ohne Gnade.” Aber bin ich deshalb ein Nazi?
Es gibt zwei Möglichkeiten: Unseren Politikern ist der Kompass verrutscht. Oder aber er ist absichtlich anders justiert. Linna Nickel @Bild
Auch die Rolle der Clubbesitzer, die solche Partys veranstalten, sollte nicht unerwähnt bleiben. Oftmals scheinen sie in erster Linie daran interessiert zu sein, finanziellen Profit aus diesen Veranstaltungen zu ziehen, anstatt Verantwortung für die Inhalte zu übernehmen. Hinterher wird dann wehklagend Schadensersatz eingefordert, weil sie ja angeblich schuldlos sind, und allgemein wird behauptet, bei ihnen sei so etwas nie gesungen worden und niemand habe es je gehört. Jetzt wird versucht, den Unsinn zu monetarisieren.
Im großen und Ganzen lässt sich sagen, dass viele der jungen Menschen, die Neonazi-Partys feiern, vermutlich nicht die vollen historischen Implikationen ihres Handelns verstehen. Sie sehen darin möglicherweise nur eine Möglichkeit, zu provozieren und zu rebellieren, ohne die tieferen Konsequenzen zu begreifen. Gleichzeitig müssen wir als Gesellschaft und insbesondere die Politik eine konsequentere und ehrlichere Haltung einnehmen. Nur so können wir verhindern, dass wir in unserer Reaktion nicht besser sind als der grölende Nazi-Chor, den wir verurteilen.
Politiker fordern harte Strafen und schnelle Maßnahmen, doch diese Rufe sind oft nichts weiter als purer Populismus. Sie greifen bei weitem nicht das Gesamtbild auf und gehen an den tieferliegenden Problemen vorbei.
Einige der Teilnehmer, wenn man sie überhaupt als “Täter” bezeichnen kann, haben bereits ihre Fehler eingesehen und sich entschuldigt. Einer von ihnen hat zugegeben, weit über die Linie gegangen zu sein. Trotz seiner eigenen Zweifel daran, ob man ihm glaubt, denke ich, dass seine Reue echt ist. Ich bin der Meinung, dass es ausreicht, ihn mit ein paar Sozialstunden in einem Kinderheim für arme Migranten zu bestrafen. Dabei sollten wir die Gelegenheit nutzen, sein soziales Umfeld neu zu justieren und ihm die Augen zu öffnen, dass es Menschen gibt, die auf der Flucht sind und hier einen sicheren Hafen gefunden haben. Er will sicher nicht die Ursachen der Flucht, die Umstände und die Angst wissen, aber genau das sollte er sehen, nicht fühlen. Ich denke, sehen reicht!
Vielleicht können wir ihn und andere Beteiligte dazu bringen, sich aktiv in die Gesellschaft einzubringen und gemeinsam mit uns an einem besseren Umgang mit Flüchtlingen, egal woher sie kommen, zu arbeiten. Eine solche Maßnahme könnte dazu beitragen, gesellschaftliche Barrieren abzubauen und das Verständnis füreinander zu fördern. Denn letztendlich fehlt es nicht nur an strengen Maßnahmen, sondern vor allem an einem ausgewogenen und maßvollen Ansatz, der langfristige positive Veränderungen bewirkt.
Wir müssen lernen, wieder mit mildem Auge zu sehen und Unterschiede zwischen einer Nazi-Party des “3. Weges” und dem Gegröle eines Saufgelages zu erkennen. Würden wir konsequent so agieren, wie wir es derzeit tun, müssten wir die Fankurven aller Stadien schließen. Was ist diese Fahne (Symbolfoto) noch wert, wenn wir uns wegen eines Saufgelages gegenseitig zerfleischen?